Leben in Spanien: Unfassbar brutal für Selbstständige?

Es drohen Strafzahlungen, Nachprüfungen, Kontosperrungen – und im schlimmsten Fall: das Ende der Selbstständigkeit, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat.

Spanien: Der Traum vom Leben unter Palmen wird zum Überlebenskampf für Selbstständige„Wir wollten frei sein. Jetzt stehen wir kurz vor dem Rückflug – und vor dem Nichts.“

– so beginnt die Geschichte von Lisa (34) und Marc (38), die ihren sicheren Job in Deutschland an den Nagel hängten, um in Südspanien ein neues Leben zu beginnen. Sonne, Meer, Tapas – doch was sie nicht wussten: Selbstständigkeit in Spanien kann brutal sein. Erdrückend. Zermürbend. Ihre Geschichte ist keine Ausnahme. Sie ist ein Warnsignal.

Leben in Spanien: Wenn Träume an Steuern, Bürokratie und Selbstständigkeit zerschellen

Lisa und Marc hatten alles durchgerechnet. Dachten sie zumindest. Mit ihrer kleinen Agentur für Webdesign wollten sie deutsche Auswanderer in Spanien als Kunden gewinnen. Zwei Laptops, ein Mietwagen, eine günstige Wohnung in Andalusien – mehr brauchte es doch nicht, oder?

Falsch gedacht.

Denn kaum hatten sie sich angemeldet, kam die Realität mit voller Wucht: Ab dem ersten Tag ihrer Selbstständigkeit fielen monatlich über 300 Euro „autónomo“-Beiträge an – Sozialversicherung für Selbstständige, die gezahlt werden muss. Immer. Egal, ob man Kunden hat oder nicht.

„Das war der erste Schock“, sagt Marc. „In Deutschland haben wir am Anfang wenig verdient, aber wenigstens mussten wir da nicht sofort hunderte Euro zahlen – hier schon.“

Doch es kommt noch schlimmer.

Bürokratie in Spanien: Der Albtraum beginnt im Amtszimmer

Alles ist auf Papier. Alles auf Spanisch. Und alles dauert ewig. Ein Gewerbe anmelden? Ohne „gestor“, einen Steuerberater, fast unmöglich. Die Ämter sind überfüllt, die Informationen widersprüchlich. Lisa erinnert sich: „Wir sind fünfmal zum Finanzamt gefahren. Jedes Mal hat uns jemand anderes etwas anderes erzählt.“

Und dann: der Steuerhammer. Rechnungen müssen auf Spanisch geschrieben werden, mit korrektem IVA (der spanischen Mehrwertsteuer), mit NIE-Nummer, mit Adresse. Ein einziger Fehler – und das Finanzamt kann die Rechnung ablehnen. Es drohen Strafen. Sogar Rückzahlungen.

„Wir haben 2.000 Euro nachzahlen müssen, weil wir ein Formular falsch ausgefüllt hatten“, sagt Lisa. „Wir wussten nicht mal, dass es existiert.“

Selbstständig in Spanien: Warum so viele Auswanderer nach einem Jahr aufgeben

Ein Café eröffnen, Massagen anbieten, Yoga-Kurse geben – viele Deutsche träumen davon. Doch was sie nicht sehen, ist das System dahinter: Ein Dschungel aus Gesetzen, Vorschriften und Zahlungsverpflichtungen, der ohne Sprachkenntnisse zur tödlichen Falle wird.

Marc war kurz davor, schwarz zu arbeiten. „Ich weiß, das ist illegal, aber wir hatten keine Wahl. Wir standen vor der Entscheidung: Entweder wir zahlen die autónomo-Gebühr – oder wir kaufen Essen.“

Viele machen das. Für einige Jahre funktioniert es. Doch irgendwann kommt das Finanzamt. Oder ein Nachbar zeigt einen an. Dann wird es teuer – und plötzlich steht man nicht mehr nur mit leeren Händen da, sondern mit Schulden.

Zerplatzte Träume: Wenn das Paradies zum Gefängnis wird

„Wir haben uns gestritten, jeden Tag. Wegen Geld, wegen der Angst, wegen der Frage: War das alles ein Fehler?“ Lisa schaut beim Interview auf den Boden. „Ich hatte Panikattacken. Das hatte ich noch nie in meinem Leben.“

Die Sonne scheint, das Meer rauscht – und trotzdem fühlen sich viele Auswanderer wie Gefangene. Denn in Spanien selbstständig zu sein, bedeutet nicht Freiheit. Es bedeutet oft Stress, Unsicherheit und finanziellen Druck, den viele aus Deutschland nicht kennen.

Und dann ist da noch die Einsamkeit. Neue Freunde finden? Schwer. Die Spanier sind freundlich – aber keine Familie. Die Familie ist in Deutschland. Und wenn das Geld knapp wird, hilft hier niemand.

Und plötzlich: Der Wendepunkt – oder das Ende?

Kurz vor dem Rückflug passierte das Unerwartete: Ein deutscher Unternehmer in Marbella bot Lisa und Marc einen Auftrag an – 6.000 Euro für eine Website. Die Rettung? Nur auf den ersten Blick.

Denn: Dafür mussten sie wieder ins System rein. Wieder autónomo anmelden. Wieder Steuern zahlen. Wieder Formulare. Sie lehnten ab. Und buchten den Flug.

Fazit: Spanien kann ein Traum sein – aber nicht für jeden

Wer auswandert, muss vorbereitet sein. Nicht nur emotional, sondern vor allem finanziell und rechtlich. Selbstständigkeit in Spanien ist ein Drahtseilakt – wer ohne Netz springt, stürzt oft ab.

Was viele unterschätzen: Die Bürokratie ist eine andere Welt. Die Steuern sind erbarmungslos. Und das System vergisst nicht.

Lisa und Marc sind mittlerweile zurück in Deutschland. Sie leben wieder in ihrer alten Wohnung. Haben wieder Kunden. Aber der Traum von Spanien – der schmerzt noch.

„Ich würde es wieder versuchen“, sagt Marc. „Aber nur, wenn ich vorher alles über die Steuern weiß. Und einen guten gestor habe.“

Denn manchmal reicht ein Traum nicht. Man braucht einen Plan – sonst wird das Paradies zur Falle.

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