„Wir wollten das Paradies – unsere Kinder bekamen Albträume“: Eine Familie kämpft in Portugal ums Überleben im Schulsystem
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Portugal, Kinder, Familie, Integration, Schule – wenn der Traum zum Albtraum wird
„Mama, ich will nicht mehr zurück in die Schule.“ Es war nicht das erste Mal, dass dieser Satz fiel. Doch dieses Mal zitterte ihre Stimme. Die elfjährige Lina stand mit Tränen in den Augen in der Küche – und ihre Mutter Anke wusste: Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht.
Vor einem Jahr packte die Familie Schuster aus NRW alles zusammen. Deutschland war zu laut, zu hektisch, zu teuer. Portugal – das klang nach Sonne, Meer und einem besseren Leben. Die beiden Kinder, Lina und der achtjährige Tom, sollten frei aufwachsen, fern vom deutschen Leistungsdruck. Doch das, was sie in der portugiesischen Schule erwartete, war nicht die Freiheit – sondern ein System, das alles von ihnen forderte. Und nichts erklärte.
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„Sie haben uns ausgelacht, weil wir kein Portugiesisch konnten“ – ein Kulturschock im Klassenzimmer
Es begann gleich am ersten Schultag. Kein Willkommensgruß, keine Einführung. Lina und Tom wurden mitten in eine portugiesische Klasse gesetzt – ohne Dolmetscher, ohne Vorbereitung. „Ich verstand kein Wort“, erzählt Lina. „Die Lehrerin hat mich angeschrien, weil ich nicht antworten konnte. Ich hab einfach nur genickt und gehofft, dass es richtig ist.“
Anke und ihr Mann Stefan hatten sich auf vieles vorbereitet – aber nicht darauf, dass ihre Kinder in der Schule ignoriert, beschimpft und überfordert werden würden. „Wir dachten, Integration funktioniert von selbst. Aber hier gibt es kein Netz, das dich auffängt. Es gibt nur Druck“, sagt Stefan.
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Harte Realität statt südländischer Leichtigkeit – das portugiesische Schulsystem kennt keine Gnade
In Portugal herrscht ein anderes Verständnis von Schule. Streng, frontal, diszipliniert. Wer nicht mithält, fällt durch. Und das gnadenlos. „Tom kam nach drei Wochen mit Bauchschmerzen nach Hause. Keiner spielte mit ihm. Die Lehrerin sagte, er sei zu langsam. Dabei konnte er einfach das Vokabular nicht“, erzählt Anke.
Die Eltern versuchten alles: Nachhilfe, Google Translate, Gespräche mit den Lehrern. Doch oft scheiterte es schon daran, dass niemand Englisch sprach – oder sprechen wollte. „Man ließ uns spüren: Wenn ihr herkommt, dann müsst ihr euch anpassen. Und zwar sofort.“
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„Wir hatten Träume – jetzt haben wir Angst“: Wenn Integration zur Zerreißprobe wird
Was als Familienabenteuer begann, wurde zur Zerreißprobe. Anke, die sich als Yogalehrerin selbstständig machen wollte, kämpfte plötzlich nur noch mit Formularen und Schulproblemen. Stefan, der remote für eine deutsche Firma arbeitete, stand nächtelang wach, um Lösungen zu finden.
„Wir wollten unseren Kindern ein besseres Leben schenken. Was wir ihnen gaben, war ein Kulturschock“, sagt er leise.
Besonders hart war der Moment, als Lina plötzlich nicht mehr schlafen konnte. „Sie wachte nachts auf und weinte. Sie sprach im Schlaf Portugiesisch – wir verstanden nichts. Aber wir verstanden, dass sie leidet.“
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Abbruch oder Durchhalten? Die Entscheidung, die alles veränderte
Im März stand die Familie vor der Entscheidung: Zurück nach Deutschland – oder kämpfen?
Eine deutsche Nachbarin brachte die rettende Idee: eine internationale Schule in Lissabon. Teuer, aber mit zweisprachigem Unterricht. Stefan und Anke warfen ihre finanziellen Pläne über Bord, nahmen einen Kredit auf. „Es war das oder der Zusammenbruch unserer Kinder“, sagt Anke.
Heute, vier Monate später, ist es besser. Lina hat Freunde gefunden, Tom lacht wieder. Aber die Wunden sitzen tief. „Wir lieben Portugal. Aber wir haben gelernt: Liebe allein reicht nicht. Du brauchst Informationen, Unterstützung – und einen Plan B.“
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Das große Learning: Wer auswandert, darf nicht nur träumen
Die Geschichte der Familie Schuster ist kein Einzelfall. Immer mehr deutsche Familien zieht es an die Küsten Portugals – und immer mehr scheitern an der Realität.
Was viele unterschätzen: Die portugiesische Schule ist kein Ort des Ankommens – sondern ein Test. Für die Kinder. Für die Eltern. Für die ganze Familie.
„Wir wollten das Beste für unsere Kinder“, sagt Stefan. „Aber wir haben nicht gesehen, dass wir sie damit in eine Welt geworfen haben, für die sie nicht bereit waren – und wir auch nicht.“
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Fazit: Auswandern mit Kindern ist kein Instagram-Post – es ist ein täglicher Kampf
Integration ist mehr als ein Wohnsitzwechsel. Es ist ein emotionaler Ausnahmezustand. Sprache, Kultur, Schule – alles ist anders. Und wer sich nicht vorbereitet, zahlt einen hohen Preis.
Die Familie Schuster hat überlebt, weil sie nicht aufgegeben hat. Aber sie sagt heute offen: „Wenn wir nochmal auswandern würden – würden wir zuerst die Schule besuchen. Nicht den Strand.“
Und vielleicht ist genau das der wichtigste Satz für alle, die von Portugal träumen.