- Belastung, Einsamkeit, Stress – Wenn der Traum vom Auswandern krank macht
- Integration? Fehlanzeige. Wenn du plötzlich der Fremde bist
- Wenn Gesundheit leidet: Panikattacken, Schlaflosigkeit, Depression
- Die zerstörerische Kraft von Heimweh
- Warum scheitern so viele? Weil sie sich selbst überschätzen.
- Und trotzdem: Es gibt Hoffnung
Einsamkeit. Sie frisst dich auf, wenn du es am wenigsten erwartest.
Sabine steht in ihrer kleinen Einzimmerwohnung auf Teneriffa. Draußen scheint die Sonne, Touristen lachen, das Meer rauscht. Doch in ihr ist nichts als Leere. „Ich hab gedacht, ich fang hier ein neues Leben an. Aber das hier ist kein Leben – das ist Überleben.“ Tränen laufen ihr übers Gesicht, während sie in die Kamera spricht. Ihre Stimme zittert. Sie ist allein. Total allein.
Vor sechs Monaten hat sie alles verkauft – ihre Wohnung in Gelsenkirchen, ihr Auto, ihr Hab und Gut. Mit einem Koffer voller Träume und einem Flugticket in der Hand ist sie in Spanien gelandet. „Ich wollte einfach raus. Raus aus dem Hamsterrad, raus aus dem Alltag. Sonne, Freiheit, endlich ich selbst sein.“ Doch was sie bekam, war Isolation, Unsicherheit – und eine seelische Belastung, mit der sie nie gerechnet hatte.
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Belastung, Einsamkeit, Stress – Wenn der Traum vom Auswandern krank macht
„Ich hab mich nie so fremd gefühlt wie hier.“
Das sagt nicht nur Sabine. Auch Markus, 41, der mit seiner Frau und den zwei Kindern nach Portugal gegangen ist, spricht offen über den emotionalen Zusammenbruch. „Du denkst, du wanderst aus und wirst frei. Aber du verlierst alles. Deine Sprache, deine Freunde, deine Identität.“
Seine Frau hat nach drei Monaten angefangen zu weinen – jeden Tag. Die Kinder wollten zurück nach Deutschland. Und Markus? Der hat irgendwann nachts auf dem Balkon gesessen, allein mit einer Flasche Rotwein, und sich gefragt, warum er das alles getan hat.
„Es ist nicht nur Heimweh. Es ist Stress. Es ist die ständige Angst, zu versagen. Du bist nicht mehr der, der du warst.“
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Integration? Fehlanzeige. Wenn du plötzlich der Fremde bist
In den RTL2-Auswanderer-Dokus sieht man oft die lustigen Szenen: Sprachkurse, Missverständnisse beim Bäcker, ein bisschen Chaos im neuen Zuhause. Aber was man nicht sieht: den Moment, wenn du merkst, dass du hier nicht hingehörst.
„Ich dachte, ich lerne die Sprache schnell. Ich dachte, die Leute sind offen.“, erzählt Micha, der in Südfrankreich ein Café eröffnen wollte. Doch nach sechs Monaten spricht er kaum ein Wort Französisch, die Einheimischen meiden ihn, und das Café bleibt leer. „Ich habe mich noch nie so wertlos gefühlt.“
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Wenn Gesundheit leidet: Panikattacken, Schlaflosigkeit, Depression
Was kaum jemand ausspricht: Auswandern kann krank machen. Körperlich und psychisch. Sabine erzählt, dass sie nachts nicht mehr schlafen kann. „Ich habe Angst, dass ich morgen kein Geld mehr habe. Dass ich krank werde und keiner hilft mir.“
Markus ist in Therapie. Micha hat 15 Kilo abgenommen. Der Druck, zu funktionieren, ist enorm – vor allem, wenn man vor Familie und Freunden in Deutschland beweisen will, dass man es geschafft hat. „Du darfst nicht scheitern. Du darfst nicht zurück. Sonst bist du der Loser.“
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Die zerstörerische Kraft von Heimweh
Heimweh ist kein harmloses Gefühl. Es ist ein Monster. „Ich rieche manchmal deutsches Brot in der Luft – und dann heule ich.“, sagt Sabine. „Ich vermisse das Geräusch von Regen, meine Nachbarin, selbst den blöden Supermarkt um die Ecke.“
Heimweh ist nicht nur Sehnsucht. Es ist der Schmerz, sich entwurzelt zu fühlen. Der Schmerz, zu wissen: „Ich gehöre nirgendwo mehr hin.“
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Warum scheitern so viele? Weil sie sich selbst überschätzen.
Die Wahrheit ist hart: Viele unterschätzen die emotionale Zerreißprobe. Sie denken, Sonne heilt alles. Aber wer innerlich brennt, wird auch in der Karibik verbrennen.
Sie planen alles – Finanzen, Job, Wohnung – aber vergessen das Wichtigste: die eigene Seele.
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Und trotzdem: Es gibt Hoffnung
Nicht jeder zerbricht. Manche wachsen an der Krise. Sabine hat eine Selbsthilfegruppe für Auswanderer gegründet. Markus hat gelernt, Hilfe anzunehmen. Micha? Der hat das Café geschlossen – und backt jetzt deutsches Brot für Ex-Pats. „Ich hab meine Nische gefunden. Und vielleicht auch mich selbst.“
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Aber eines sagen sie alle: Wer auswandert, muss wissen, dass es nicht nur ein Abenteuer ist. Es ist ein Kampf. Mit der Sprache. Mit der Einsamkeit. Mit sich selbst.
Und ganz ehrlich: Nicht jeder gewinnt ihn.