Oldtimer im Albtraum: Wenn der Traum vom Klassiker in der Zollhalle stirbt
Auto, Verschiffung, Zulassung, Bürokratie, Recht – ein Kampf zwischen Blech und Behörden, zwischen Hoffnung und Realität.
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Verschiffung – der Beginn vom Ende
Ein rostfreier 1967er Ford Mustang Fastback. Cherry Red. V8, 225 PS. Für Peter (45) aus dem Sauerland war es mehr als nur ein Auto. Es war ein Kindheitstraum, ein Symbol für Freiheit – und seine letzte Chance, nach der Scheidung einen Neuanfang zu wagen. Doch was als Befreiung begann, wurde zum Albtraum.
„Ich hab das Ding in Kalifornien gekauft, alles lief über einen Händler. Der meinte: easy, keine Probleme mit dem Zoll. Einfach verschiffen, anmelden, fahren. Ich hab ihm vertraut.“ Ein fataler Fehler.
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Zulassung? Fehlanzeige! Wenn Bürokratie Träume vernichtet
Was Peter nicht wusste: Der Mustang hatte ein paar Narben. Ein kleiner Unfall in den 80ern – repariert, aber ohne Papiere. Das bedeutete: kein Originalzustand, keine H-Zulassung in Deutschland. Und ohne H-Zulassung? Keine Steuervergünstigung. Kein günstiger Versicherungstarif. Und das Schlimmste: keine Zulassung überhaupt.
In der KFZ-Zulassungsstelle in Hagen beginnt das Drama.
„Die Sachbearbeiterin schaut mich an wie einen Verbrecher. ‚Wo ist das Datenblatt? Wo ist der Nachweis nach §21 StVZO?‘ Ich wusste nicht mal, was das ist. Ich hab ihr dann gesagt: Ich hab das Ding aus den USA, es fährt, es ist ein Oldtimer – was soll der Mist?“ Peter schlägt sich mit dem Handrücken gegen die Stirn. „Sie hat gesagt: ‚Dann stellen Sie das Auto auf den Hof und melden sich, wenn Sie alles haben.’“
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Recht und Realität: Zwischen Paragrafen und Papierkrieg
Was folgte, war ein monatelanger Kampf durch ein Labyrinth aus Gutachten, Zulassungsbedingungen, Zollformularen, TÜV-Vorgaben und Originalitätsnachweisen. Jeder Schritt kostete Geld – und Nerven.
„Ich hab den Wagen für 28.000 Euro gekauft. Allein das Vollgutachten hat nochmal 1.400 Euro gekostet. Dann kam raus: Die Rückleuchten entsprechen nicht der EU-Norm. Die mussten umgebaut werden. Wieder 600 Euro. Und dann hieß es: Der Rahmen hat Rost an tragenden Teilen. Keine Plakette.“
Der TÜV-Prüfer gab Peter einen Rat, der klingt wie aus einem schlechten Film: „Verkauf ihn wieder. Du wirst in Deutschland nie damit fahren.“
Aber Peter kämpfte weiter. Gegen den Sachbearbeiter, gegen die Gesetze, gegen sich selbst. „Ich hab alles investiert. Wenn ich jetzt aufgebe, hab ich nichts mehr.“
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Auto gegen Amt – Wenn Blech mehr Herz hat als das System
In einer Szene, die direkt aus einer RTL2-Doku stammen könnte, steht Peter an einem regnerischen Vormittag vor dem Hafenzoll in Bremerhaven. Der Mustang hinter einem Maschendrahtzaun, verstaubt, vergessen. Er schreit gegen den Wind: „Das ist mein Auto! Ich hab dafür gearbeitet! Ich will keine Millionen – ich will nur fahren!“
Ein Mitarbeiter kommt raus, zuckt mit den Schultern. „Ohne Freigabe vom Zoll und Zulassung – keine Chance. Das ist jetzt Eigentum unter Vorbehalt.“
Peter bricht zusammen. Tränen. Wut. Leere.
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Der große Denkfehler: Was Auswanderer und Auto-Fans unterschätzen
Die Geschichte von Peter ist kein Einzelfall. Immer mehr Deutsche holen sich Oldtimer aus den USA, aus Träumen, aus Erinnerungen. Doch sie unterschätzen die Gewalt der deutschen Bürokratie.
Es reicht nicht, dass ein Auto fährt. Es muss beweisen, dass es historisch korrekt ist. Dass es sicher ist. Dass es in ein System passt, das keine Träume kennt – nur Paragrafen.
Peter sagt heute: „Ich dachte, ich kaufe ein Stück Americana. Stattdessen hab ich ein Bürokratiemonster adoptiert.“
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Letzte Hoffnung: Ein Anwalt, ein Brief, ein Wunder?
Nach neun Monaten, unzähligen Gutachten, Widersprüchen und einem Anwaltsschreiben an die Bezirksregierung kommt die Wendung: Der Mustang wird „vorläufig“ zugelassen – mit Auflagen. Er darf nur bei Tageslicht fahren. Keine Autobahn. Jährliche Kontrolle.
„Scheiß drauf“, sagt Peter. „Er fährt. Ich fahr. Und das ist alles, was zählt.“
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Fazit: Zwischen Liebe und Gesetz – was wir aus Peters Geschichte lernen müssen
Der Import und die Zulassung eines Oldtimers sind kein romantisches Abenteuer. Es ist Krieg. Gegen die Bürokratie, gegen versteckte Kosten, gegen das eigene Unwissen.
Wer sich auf die Verschiffung einlässt, braucht mehr als Geld. Er braucht Geduld, einen starken Magen – und eine verdammt gute Rechtsschutzversicherung.
Denn wie Peter sagt: „Ein Oldtimer kann dein Herz erobern – aber Deutschland will dein Rücklicht in ECE-Norm.“