Auszeit vor Auswanderung: Unfassbar riskant oder genial?

Anja ist nicht allein. In den Instagram-Feeds sieht man Sonnenuntergänge und Smoothie-Bowls – doch hinter den Kulissen kämpfen viele mit dem gleichen Albtraum: Mental am Limit, weit weg von allem, was Halt gibt.

Lebensstil am Limit: Wenn die Auszeit in zum Mental-Kollaps führt„Ich wollte nur raus – und stand plötzlich vor dem Nichts.“

Mit diesem Satz beginnt die Geschichte von Anja (38) aus Wuppertal, die glaubte, sie brauche bloß eine kleine Auszeit vom . Doch was als harmloser Tapetenwechsel geplant war, wurde zum brutalen Realitätscheck. Ihr Traum: ein neues Leben in Spanien. Sonne, Wandern, Leichtigkeit. Die Wahrheit: , Burnout, und eine Entscheidung, die alles veränderte.

Auszeit oder Absturz? Zwischen Wandern, Lebensstil und mentalem Ausnahmezustand

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„Ich dachte, ein bisschen Wandern in Andalusien würde mir helfen, wieder klarzukommen“, erzählt Anja mit brüchiger Stimme. Ihr Blick schweift über das staubige Tal von El Chorro – wo sie sich vor wenigen Monaten noch wie die Heldin ihres eigenen Roadmovies fühlte. Doch das neue Lebensgefühl kippte schneller, als sie „Lebensstilveränderung“ sagen konnte.

Anja hatte einen gut bezahlten Job im Marketing, eine Drei-Zimmer-Wohnung, Freunde, Fitnessstudio. Aber innerlich war sie leer. „Ich hab funktioniert. Nur noch funktioniert.“ Die Idee, für drei Monate allein nach Spanien zu gehen, klang nach einem mutigen Neuanfang. Doch sie unterschätzte, was eine echte Auszeit mit dir macht, wenn du keine Ahnung hast, wer du ohne deinen Alltag bist.

Planung? Fehlanzeige. Die brutale Wahrheit hinter dem schnellen Aufbruch

„Ich wollte nicht planen. Ich wollte fühlen. Spontan sein. Alles Alte loslassen“, sagt sie. Doch das, was in Instagram-Reels romantisch wirkt, war in der Realität eine Katastrophe mit Ansage.

Kein stabiles WLAN für ihre Freelance-Aufträge. Keine . Kein Rückzugsort, wenn die Panikattacken kamen. „Ich hab mich so frei gefühlt – bis die Angst kam. Dann war da niemand.“

Der größte Fehler: Sie dachte, Planung sei etwas für Spießer. Aber ohne Plan wird die Auszeit schnell zum freien Fall.

Spanien – das gelobte Land für Gescheiterte?

Anja ist nicht allein. In den abgelegenen Regionen von Spanien trifft man sie überall: Deutsche Aussteiger, die mit mehr Träumen als Vorbereitung kamen.

Thomas (45) war früher Bankkaufmann in München. Jetzt lebt er in einem selbst gebauten Tiny House in Galicien – ohne Strom, ohne Versicherung, ohne Plan B. „Ich dachte, ich finde mich hier. Stattdessen habe ich mich verloren“, sagt er.

Was viele unterschätzen: Das Leben in Spanien ist nicht automatisch günstiger, leichter oder friedlicher. Wer mit innerem Chaos anreist, findet es nicht plötzlich harmonisch – sondern verstärkt.

Mentaler Kollaps im Paradies – und keiner redet drüber

„Ich war am schönsten Ort meines Lebens – und habe zum ersten Mal über Suizid nachgedacht“, sagt Anja.

Es ist ein Tabu: Die psychischen Abstürze nach dem Ausstieg. Jeder postet nur die Sonnenuntergänge, das neue Ich, die frische Energie. Aber niemand zeigt die Nächte mit Heulkrämpfen, die Panik vor dem Rückflug, das Gefühl, versagt zu haben.

„Ich fühlte mich wie eine gescheiterte Influencerin meines eigenen Lebens“, sagt sie.

Wandern gegen den Wahnsinn: Wie Bewegung zur Rettung wurde

Was sie gerettet hat? Wandern. Nicht für Instagram, nicht für irgendein Ziel. Sondern um nicht durchzudrehen.

„Ich bin morgens einfach losgelaufen. Stundenlang. Berge hoch, durch Olivenhaine, an verlassenen Fincas vorbei. Ich hab mich bewegt, damit mein Kopf nicht explodiert.“

Wandern wurde Therapie. Und irgendwann auch Perspektive. Denn mit jedem Schritt kam Klarheit. Nicht über Spanien. Über sich selbst.

Zurück oder bleiben? Wenn der Lebensstil zur Zerreißprobe wird

Die große Frage: Bleiben oder zurückkehren?

„Ich konnte beides nicht. fühlte sich falsch an. Spanien war zu hart.“ Also pendelte Anja zwischen den Welten. Halb Nomadin, halb Heimatlose.

„Ich musste aufhören, mein Leben wie einen Lifestyle-Blog zu führen. Es ging nicht mehr darum, wo ich war – sondern wer ich war.“

Heute lebt sie wieder in Deutschland. Aber anders. Weniger Konsum. Mehr Natur. Sie plant ihre nächste Auszeit – dieses Mal mit echten Grenzen, mit Plan und mit einem psychologischen Netzwerk.

Fazit: Genial? Ja. Riskant? Absolut. Ehrlich? Endlich.

Eine Auszeit kann dein Leben retten – oder dich zerschmettern. Wer glaubt, ein Ortswechsel löst innere Konflikte, unterschätzt die Kraft der alten Muster.

Was bleibt, ist ein brutales Learning: Freiheit ist kein Urlaub. Sie ist . Und Mut. Und der Wille, nicht nur dem Alltag zu entfliehen – sondern sich selbst wirklich zu begegnen.

„Ich wollte fliehen – aber fand mich. Stück für Stück. Schritt für Schritt.“

Ein Satz, der bleibt. Und der vielleicht mehr ist als nur das Ende dieser Geschichte.