- „Ich dachte, ich bin clever – aber die Slowakei hat mich eiskalt erwischt“
- Steuern, Selbstständigkeit, EU-Falle: Warum so viele Deutsche in der Slowakei scheitern
- „Wir hatten nur noch 200 Euro auf dem Konto – und keine Ahnung, wie wir Miete zahlen sollen“
- Aber dann: Ein Anruf – und die Wende
- Slowakei: Steuerparadies mit Tücken – aber auch Chancen für Mutige
- Fazit: Die Slowakei ist kein Traum – sie ist ein Prüfstein
Einmal raus aus Deutschland: Wie ein Familienvater in der Slowakei alles auf eine Karte setzte – und fast daran zerbrachSelbstständigkeit, Steuern, Lebenshaltung
– das waren für Jens (39) aus Bottrop keine abstrakten Begriffe mehr. Es waren die Worte, die ihn nachts wachhielten. Drei Kinder, eine Ehe kurz vor dem Aus, das Finanzamt im Nacken – und der Traum, endlich frei zu sein. Die Lösung schien so nah: Ein kleines Land mitten in der EU, ohne Visum, mit unfassbar niedrigen Steuern – die Slowakei. Doch was ihn dort erwartete, war mehr als ein Kulturschock. Es war ein Kampf ums Überleben.
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„Ich dachte, ich bin clever – aber die Slowakei hat mich eiskalt erwischt“
Jens war Webdesigner. Freelancer. Selbstständig seit 2015. Und ständig am Limit. In Deutschland fraß ihn die Bürokratie auf – IHK-Beiträge, Einkommensteuer, Umsatzsteuer-Voranmeldung. All das bei unregelmäßigem Einkommen und ständigem Druck.
„Ich hab mich gefühlt wie ein Hamster im Laufrad – nur dass das Rad brannte“, sagt Jens in unserer Doku, während er auf einem Balkon in Bratislava steht. Hinter ihm: Plattenbauten. Vor ihm: die Hoffnung auf ein neues Leben.
Er hatte gelesen: 15 % Körperschaftssteuer, kaum Bürokratie, Lebenshaltungskosten 30 % niedriger als in Deutschland. Und für EU-Bürger? Kein Visum, keine Arbeitserlaubnis. Einfach anmelden, Firma gründen – und durchstarten.
Doch was auf dem Papier einfach klang, wurde in der Realität zum Albtraum.
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Steuern, Selbstständigkeit, EU-Falle: Warum so viele Deutsche in der Slowakei scheitern
Was viele übersehen: Die Slowakei ist zwar in der EU, doch das System tickt anders – viel härter, viel kälter. Jens fand das schnell heraus.
„Du denkst, du bist vorbereitet. Und dann stehst du da, in einem Amt, keiner spricht Englisch, du sollst Formulare auf Slowakisch ausfüllen, du verstehst kein Wort – und keiner hilft dir.“
Er hatte keine Agentur, keinen Steuerberater vor Ort. Wollte Geld sparen. Ein fataler Fehler. Die Firma war falsch angemeldet, das Konto auf seinen deutschen Namen – nicht auf den Firmennamen. Die Folge: Steuerbescheid verloren. Frist verpasst. Strafe: 800 Euro.
„Ich dachte, die Slowakei sei ein Steuerparadies. Aber ohne Ortskenntnis wird’s zur Steuerhölle.“
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„Wir hatten nur noch 200 Euro auf dem Konto – und keine Ahnung, wie wir Miete zahlen sollen“
Seine Frau Anna (36) war nie überzeugt vom Auswandern. Aber sie hatte mitgemacht – den Kindern zuliebe. Die Vorstellung: weniger Stress, mehr Zeit als Familie. Doch die Realität: Einsamkeit, Sprachbarriere, eine Wohnung, in der die Heizung ausfiel – im Februar. Bei minus 12 Grad.
Die Kinder weinten. Anna wollte zurück. Jens kämpfte weiter. „Ich hab mich geschämt. Ich hatte ihnen das hier eingebrockt.“
Der Punkt, an dem alles zu kippen drohte: ein geplatzter Großauftrag. 4000 Euro, fest eingeplant. Der Kunde zahlte nicht. Die slowakische Polizei verwies ihn an ein Gericht – Verfahren auf Slowakisch, Anwaltskosten unklar.
„Ich hab zum ersten Mal gedacht: Ich hab meine Familie ruiniert.“
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Aber dann: Ein Anruf – und die Wende
Ein alter Kunde aus Deutschland meldete sich. Notfallprojekt. 3 Tage, 1500 Euro. Jens sagte sofort zu. Drei Nächte durchgearbeitet. Danach: Mietrückstand beglichen, Lebensmittel gekauft – und der Entschluss: Jetzt oder nie.
Er holte sich Hilfe. Einen deutschsprachigen Steuerberater in Bratislava. 120 Euro pro Monat. Dafür: richtige Anmeldung, Rechnungen korrekt, Steuervorteile legal genutzt.
„Ich hab in zwei Wochen mehr gelernt als in fünf Jahren Selbstständigkeit in Deutschland.“
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Slowakei: Steuerparadies mit Tücken – aber auch Chancen für Mutige
Heute, zwei Jahre später, lebt Jens noch immer in Bratislava. Die Ehe hat überlebt. Die Kinder sprechen fließend Slowakisch. Und seine Firma? Wächst. Er zahlt unter 20 % Steuern – ehrlich, sauber, legal. Die Lebenshaltungskosten sind stabil – und das Einkommen deutlich höher.
Aber: „Ich würde nie wieder ohne Hilfe auswandern. Die Slowakei ist kein Schlaraffenland. Du musst kämpfen – aber es lohnt sich.“
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Fazit: Die Slowakei ist kein Traum – sie ist ein Prüfstein
Selbstständigkeit, Steuern, Lebenshaltung, EU, Visum, Slowakei – all das klingt wie ein Versprechen. Doch dahinter steckt ein knallharter Realitätscheck.
Wer hier hin will, muss vorbereitet sein. Sprachbarrieren, Bürokratie, kulturelle Unterschiede – all das kann dich brechen.
Aber: Wer durchhält, wer lernt, wer Hilfe sucht – kann hier neu anfangen. Frei, mit mehr Netto vom Brutto, und einem Leben, das in Deutschland unmöglich war.
Denn es stimmt: Die Slowakei ist günstig. Aber nichts daran ist billig.