- Spanien, Mallorca, Selbstständigkeit – und der brutale Crash mit der Realität
- Nachhaltigkeit als Risiko: Wenn der gute Wille dich ruiniert
- Existenzielle Krise: Wenn das Geschäft zur Belastung wird
- Social Media rettet, was Behörden fast zerstört hätten
- Mallorca ist kein Paradies – sondern ein Prüfstein
- Fazit: Der Traum ist nicht geplatzt – er hat nur sein wahres Gesicht gezeigt
Mallorca – Existenz am Limit: Als ihr Traum vom nachhaltigen Lebensmittelgeschäft fast zerplatzte, stand alles auf dem SpielSpanien. Sonne. Selbstständigkeit.
Für viele klingt das nach Freiheit, nach dem ganz großen Neustart. Für Sarah (34) und Ben (38) aus Niedersachsen war es genau das: Der große Sprung raus aus dem Hamsterrad – rein in den Traum vom eigenen Laden auf Mallorca. Doch was als romantische Vision begann, wurde zu einem Albtraum aus Behördenchaos, Geldsorgen und existenziellen Zweifeln.
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Spanien, Mallorca, Selbstständigkeit – und der brutale Crash mit der Realität
„Wir wollten raus aus Deutschland, raus aus der Kälte – auch mental“, sagt Sarah. Sie kündigte ihren sicheren Job als Erzieherin, Ben ließ seine Tischlerei hinter sich. Sie wollten etwas Sinnvolles tun. Nachhaltig, ehrlich, bodenständig – ein kleines Geschäft mit regionalen Lebensmitteln auf Mallorca. Kein Luxus, keine Touri-Abzocke. Einfach gutes Essen, faire Preise und ein Ort zum Atmen.
Doch schon bei der Ankunft krachte die Realität mit voller Wucht in ihre Träume. Die angemietete Ladenfläche in Inca – ein charmantes, aber verschlafenes Nest im Inselinneren – entpuppte sich als Feuchtigkeitsfalle. „Der Putz bröckelte, es roch modrig, aber wir hatten schon unterschrieben. Kaution weg. Keine Rückzieher mehr“, erzählt Ben mit leerem Blick.
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Nachhaltigkeit als Risiko: Wenn der gute Wille dich ruiniert
Sie wollten keine importierten Plastik-Tomaten verkaufen. Nur lokale Produkte, bio, ehrlich. Doch genau das wurde ihnen zum Verhängnis. Die Bauern, mit denen sie kooperieren wollten, lieferten unregelmäßig. Die Kühlkette? Ein Albtraum. „Wir mussten Ware wegwerfen – und das mit unserem Mini-Budget. Jede verschimmelte Paprika war ein Stich ins Herz“, sagt Sarah.
Dann die Vorschriften: Spanische Lebensmittelgesetze – ein Dschungel aus Paragraphen. Hygieneinspektionen, Genehmigungen, Übersetzungen. „Wir dachten, wir machen einfach einen Laden auf. Stattdessen saßen wir stundenlang vor Formularen, die wir nicht mal verstanden“, so Ben.
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Existenzielle Krise: Wenn das Geschäft zur Belastung wird
Nach sechs Wochen: Konto leer. Die Einnahmen deckten nicht mal die Miete. Kunden blieben aus. Die mallorquinische Nachbarschaft misstrauisch: „Noch so ein deutsches Öko-Projekt, das in zwei Monaten wieder dichtmacht“, hörten sie hinter vorgehaltener Hand.
Sarah bekam Panikattacken. Ben wollte zurück nach Deutschland. „Wir stritten wie noch nie. Alles, was uns verbunden hat, wurde plötzlich zur Belastung.“
Doch dann kam der Wendepunkt – durch einen Zufall: Eine deutsche Foodbloggerin, auf Urlaub, entdeckte den Laden, postete ein Reel. 87.000 Views über Nacht. Am nächsten Tag: Schlange vor der Tür.
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Social Media rettet, was Behörden fast zerstört hätten
Der Druck blieb, aber plötzlich war Bewegung drin. Touristen kamen. Auch Einheimische wurden neugierig. Sarah begann, auf Instagram über die täglichen Herausforderungen zu berichten – ehrlich, roh, ohne Filter. „Wir zeigen alles – wenn wieder mal der Kühlschrank streikt oder wir die Nacht durchgearbeitet haben.“
Sie starteten Workshops: Fermentieren, nachhaltiges Einkaufen, regionale Küche. Das Geschäft wurde mehr als nur ein Laden – es wurde ein Ort der Begegnung.
Doch der Preis? Hoch. Sie leben noch immer am Limit. Keine Rücklagen, kein Notfallplan. „Wir haben keinen Plan B. Wenn das hier scheitert, dann war’s das. Aber genau das gibt uns auch die Kraft, weiterzumachen“, sagt Ben.
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Mallorca ist kein Paradies – sondern ein Prüfstein
Es ist nicht das sonnige Spanien aus den Werbeprospekten. Es ist ein Kampfplatz. Jeden Tag. Gegen Bürokratie, Misstrauen, Unsicherheit – und gegen sich selbst.
„Wir dachten, wir fliehen vor dem Stress in Deutschland. Aber der Stress ist überall – nur anders verpackt“, sagt Sarah.
Ihr Learning? Nachhaltigkeit ist kein Konzept, das man einfach importieren kann. Man muss es leben – mit allen Konsequenzen.
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Fazit: Der Traum ist nicht geplatzt – er hat nur sein wahres Gesicht gezeigt
Was RTL2 nicht zeigt: Die stillen Stunden nach Ladenschluss, wenn man sich fragt, ob sich alles lohnt. Wenn man mit Tränen im Gesicht die restlichen Tomaten einkocht, um sie nicht wegwerfen zu müssen.
Aber genau das ist es, was diesen Traum lebendig hält: Nicht der Erfolg – sondern der Mut, es trotzdem zu versuchen. Jeden verdammten Tag.
Mallorca hat Sarah und Ben verändert. Nicht zu Unternehmern. Sondern zu Kämpfern.
Und vielleicht ist genau das der wahre Preis der Selbstständigkeit in Spanien.