- Integration, Barrierefreiheit und Lebensqualität: Der Traum, der zur Falle wurde
- Gesundheit in Gefahr – kein Zugang zu Therapien, keine Hilfe vom Staat
- Konflikt mit dem Gesetz – Wenn dein Recht im Ausland nichts mehr zählt
- Integration gescheitert – Wenn der Traum vom neuen Leben zur Isolation wird
- Zurück in Deutschland – mit Narben und einer Botschaft, die jeder hören muss
- Was du wissen musst, bevor du mit Einschränkungen auswanderst
Barrierefreiheit? Fehlanzeige! Wie ein Rollstuhlfahrer in Spanien zerbrach – und was er nie hätte glauben wollen„Ich wollte nur leben. Nicht kämpfen.“
– Das waren Svens erste Worte, als er nach vier Monaten Spanien zurück nach Berlin kam. Zerschlagen. Seelisch, körperlich – und mit einer bitteren Erkenntnis: Wenn du mit einer Behinderung auswanderst, verlierst du mehr als nur deinen Wohnsitz. Du riskierst deine Gesundheit, dein Recht, deine Würde.
Willkommen in einer Realität, die in keinem Reiseführer steht. Und die kein Auswanderer-YouTuber zeigt.
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Integration, Barrierefreiheit und Lebensqualität: Der Traum, der zur Falle wurde
Sven, 38, querschnittsgelähmt nach einem Motorradunfall, hatte genug vom grauen Alltag in Deutschland. „Ich wollte Sonne, Leichtigkeit, ein neues Kapitel.“ Mallorca, die Lieblingsinsel der Deutschen, schien perfekt. Barrierefreiheit? „Dachte ich, klar. EU und so.“
Falsch gedacht.
Schon am Flughafen Palma die erste Katastrophe: Der gemietete Shuttlebus hatte keine Rampe. Vier Männer mussten ihn hochheben – wie ein Möbelstück. „Ich war kein Mensch mehr, nur noch ein logistisches Problem.“
In der Wohnung: Türrahmen zu schmal, Dusche ohne Haltegriffe, Küche auf Stehhöhe. Alles, was in Deutschland durch das Sozialgesetzbuch geregelt ist – fiel hier in ein schwarzes Loch. Und mit jedem Tag wurde klarer: Sven hatte nicht nur sein Zuhause verlassen. Sondern auch seine Rechte.
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Gesundheit in Gefahr – kein Zugang zu Therapien, keine Hilfe vom Staat
„Nach zwei Wochen hatte ich eine Entzündung am Rücken, weil mein Sitzkissen nicht richtig passte.“ In Deutschland wäre das ein Fall für den Sanitätshaus-Notdienst. In Spanien? „Ich wurde an fünf Kliniken verwiesen. Die meisten hatten keine rollstuhlgerechten Zugänge. Und niemand sprach Englisch oder Deutsch.“
Sven verlor in einem Monat zwei Kilo Muskelmasse. Seine Physiotherapie, die er in Berlin dreimal wöchentlich bekam – fiel komplett weg. „Ich hab gespürt, wie ich zerfalle. Und keiner bemerkte es.“ Kein Ansprechpartner. Keine Hilfe.
Gesundheit? Lebensqualität? Nichts als leere Worte, wenn du auf Hilfe angewiesen bist.
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Konflikt mit dem Gesetz – Wenn dein Recht im Ausland nichts mehr zählt
Besonders bitter wurde es, als Sven versuchte, Unterstützung zu beantragen. „Ich dachte, ich hab EU-Rechte.“ Doch die Realität: Wer in Spanien lebt, fällt aus dem deutschen Sozialsystem raus. Pflegegeld? Eingestellt. Assistenzleistungen? Gestrichen.
Ein kleiner Fehler im Timing – ein großer Absturz in die Illegalität. „Ich musste lügen, dass ich nur auf Urlaub bin, um überhaupt an Medikamente zu kommen.“ Der Bruch mit dem System war nicht nur bürokratisch – er war existenziell.
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Integration gescheitert – Wenn der Traum vom neuen Leben zur Isolation wird
„Ich war allein. Ich konnte nicht spontan raus, nicht einkaufen, nicht mal an den Strand.“ In einer Straße ohne abgesenkte Bordsteine brachte ihn nicht mal sein Elektrorollstuhl weiter. Nachbarn grüßten freundlich – doch halfen nicht.
Svens Welt wurde kleiner. Von Tag zu Tag. Und mit ihr sein Mut.
„Ich hab Nächte lang geweint. Ich hab mich gefragt, ob ich einen Fehler gemacht habe. Und die Antwort war: Ja.“
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Zurück in Deutschland – mit Narben und einer Botschaft, die jeder hören muss
Sven kam zurück. Gebrochen – aber nicht besiegt. Heute warnt er andere: „Wenn du mit einer Behinderung auswanderst, darfst du keine Sekunde naiv sein. Informier dich. Plane jedes Detail. Und verlass dich nicht auf EU-Versprechen. Sie gelten nicht, wenn du Hilfe brauchst.“
Sein größtes Learning? Barrierefreiheit ist kein Standard. Sie ist ein Privileg. Und ein Versprechen, das viel zu oft gebrochen wird.
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Was du wissen musst, bevor du mit Einschränkungen auswanderst
– Barrierefreiheit ist nicht überall geregelt. Was in Deutschland Pflicht ist, ist anderswo Luxus.
– Du verlierst deutsche Sozialleistungen, sobald du offiziell im Ausland lebst – sogar in der EU.
– Medizinische Versorgung ist Glückssache. Sprachbarrieren, fehlende Infrastruktur, keine Reha-Angebote.
– Isolation statt Integration. Ohne lokale Netzwerke wird selbst der schönste Ort zur Falle.
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Svens Geschichte ist nicht einzigartig. Sie ist nur die erste, die es ins Licht schafft.
Denn Auswandern mit Behinderung ist ein Risiko, das radikal unterschätzt wird. Und das Menschen an ihre Grenzen bringt – körperlich, seelisch, rechtlich.
Willst du wirklich alles aufgeben – ohne zu wissen, ob du dort überhaupt existieren darfst?