- Selbstständigkeit in Griechenland: Zwischen Steuertrick und Bürokratie-Wahnsinn
- Visum, Bürokratie, Steuerhölle: Warum viele vor Griechenland kapitulieren
- Der Moment, in dem alles kippt: Als Tobi ins Krankenhaus muss – ohne Versicherung
- Und dann – die Wendung: Wie Kevin alles umdreht
- Was du wirklich brauchst, um in Griechenland Steuern zu sparen – und nicht unterzugehen
„Griechenland hat uns fast ruiniert – und dann gerettet.“Wie drei Selbstständige zwischen Steuern, Bürokratie und der Visum-Hölle alles riskierten – und fast alles verloren.
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Griechenland.
Die Sonne brennt auf die staubige Straße von Kalamata. Noch vor einem Jahr saß Kevin (34) in seinem Coworking-Space in Berlin-Mitte, Freelancer für Webdesign, 6.000 Euro im Monat, Latte Macchiato in der Hand. Heute steht er vor einem griechischen Amt, schwitzend, mit einem Visumsantrag in zitternder Hand – zum vierten Mal abgelehnt.
„Ich wollte einfach nur raus aus dem deutschen Steuerwahnsinn“, sagt er mit leerem Blick. „Ich dachte, ich hätte den Jackpot gefunden.“
Der große Traum: Sonne, Freiheit – und keine 42 Prozent Steuern mehr.
Wie Kevin träumen jedes Jahr Tausende Selbstständige von einem neuen Leben in Griechenland. Sonne, Meer – und vor allem: das sagenumwobene Non-Dom-Modell. Nur 7% Steuern auf ausländische Einkünfte. Klingt wie ein Steuerparadies. Ist es auch – für die, die es richtig machen.
Aber was keiner sagt: Der Weg dorthin ist ein Minenfeld.
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Selbstständigkeit in Griechenland: Zwischen Steuertrick und Bürokratie-Wahnsinn
Jasmin (29) und ihr Freund Tobi (32) wollten es „besser machen“. Die zwei Freelancer aus Köln haben alles verkauft: ihre Wohnung, ihr Auto, sogar das Sofa von Oma. „Wir wollten frei sein, ortsunabhängig arbeiten, Steuern sparen – und endlich leben.“
Sie landen in Thessaloniki. Erst läuft alles glatt. Airbnb, schnelles Internet, neue Kunden. Dann kommt das erste Schreiben vom griechischen Finanzamt. Auf Griechisch. In Blockschrift.
„Wir dachten, wir melden einfach unser Business an, fertig. Stattdessen stehen wir vor einem Berg aus Formularen, einer Steuerberaterin, die nur griechisch spricht, und einem Beamten, der uns anschreit, weil wir das falsche Visum haben.“
Der Fehler: Sie haben sich nicht rechtzeitig über das „Non-Dom“-Visum informiert. Jetzt gelten sie als steuerlich ansässig in Griechenland – und müssen ihr gesamtes Welteinkommen dort versteuern.
„Statt 7% zahlen wir gerade 22%. Und das ohne Krankenversicherung. Wir haben alles falsch gemacht.“
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Visum, Bürokratie, Steuerhölle: Warum viele vor Griechenland kapitulieren
Viele unterschätzen, wie hart die griechische Bürokratie wirklich ist.
Dimitris, ein deutsch-griechischer Steuerberater in Athen, sagt es offen: „Die meisten glauben, sie können hier einfach auftauchen, anmelden, Steuern sparen. Aber ohne Anwalt, Dolmetscher, und einen verdammt guten Steuerberater geht hier gar nichts.“
Ein Beispiel: Wer sich für das Non-Dom-Modell bewerben will, muss innerhalb von 60 Tagen nach Antragstellung seinen Hauptwohnsitz in Griechenland haben – inklusive Mietvertrag, Stromrechnung und Steuernummer.
Ein falscher Stempel – und der Antrag ist tot.
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Der Moment, in dem alles kippt: Als Tobi ins Krankenhaus muss – ohne Versicherung
Dann passiert, was nie passieren darf. Tobi stürzt beim Wandern auf Kreta, Oberschenkelbruch. Sie fahren ins Krankenhaus. Dort heißt es: „Zahlen oder gehen.“
Ohne griechische Sozialversicherung – keine Behandlung. Die private Auslandskrankenversicherung deckt den Fall nicht ab, weil sie zu lange im Ausland waren.
„Wir haben 9.000 Euro bar auf den Tisch gelegt. Für eine Operation, die in Deutschland nichts gekostet hätte.“
Der Traum vom günstigen Leben? Zerplatzt in Sekunden.
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Und dann – die Wendung: Wie Kevin alles umdreht
Zurück zu Kevin. Er gibt nicht auf. Nach der vierten Ablehnung holt er sich Hilfe. Ein Steueranwalt aus Athen, 1.500 Euro pro Monat, der weiß, wie man mit dem System spielt.
Er strukturiert Kevins Einkommen um, gründet eine IKE – die griechische GmbH – und beantragt das Non-Dom-Modell erneut, diesmal mit allen Dokumenten, Übersetzungen, notariellen Bestätigungen.
Drei Monate später: Bewilligt.
„Ich zahle jetzt 7% auf mein Einkommen. Ich arbeite am Strand. Und ich bin legal. Aber es hat mich fast alles gekostet.“
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Was du wirklich brauchst, um in Griechenland Steuern zu sparen – und nicht unterzugehen
Lektion 1:Mach nie alles allein.
Ohne Anwalt, Steuerberater, Dolmetscher geht’s nicht.
Lektion 2: Visum und Wohnsitz müssen exakt passen. Sonst wirst du steuerpflichtig – ohne es zu merken.
Lektion 3: Rechne mit Rückschlägen. Griechenland verzeiht keine Fehler.
Lektion 4: Budget für Fehler einplanen. Mindestens 5.000 Euro Reserve – für Notfälle, Übersetzungen und Bürokratie-Wahnsinn.
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Fazit:
Griechenland ist kein Steuerparadies – es ist ein Steuer-Labyrinth mit einem goldenen Ausgang. Wer ihn findet, lebt wie ein König. Wer sich verirrt, zahlt doppelt.
Und doch sagen alle drei rückblickend: „Es war die härteste Zeit unseres Lebens – aber wir würden es wieder tun.“