- Arbeit in Irland: Wer denkt, Englisch sprechen reicht, der hat schon verloren
- Wohnen wie im 19. Jahrhundert: Die bittere Wahrheit hinter dem Cottage-Traum
- Kultur & Isolation: Europa, aber irgendwie ganz anders
- Wendepunkt: Wenn Träume zerbrechen – oder sich neu formen
- Irland ist kein Postkartenidyll – aber ein Land für Kämpfer
- Lektion fürs Leben: In Europa auswandern klingt leicht – ist aber brutal ehrlich
Irland: Der Traum vom Neuanfang wird zum Überlebenskampf – Arbeit, Wohnen, Kultur in Europa ganz anders als gedacht!„Wir wollten einfach nur raus – raus aus dem deutschen Hamsterrad. Stattdessen fanden wir uns in einem irischen Dorf wieder, ohne Heizung, ohne Job, mit einem kaputten Auto und einem Kind, das vor Heimweh weinte.“
So beginnt die Geschichte von Sandra (42) und Mark (45) aus Sachsen-Anhalt. Zwei ganz normale Menschen mit einem ganz großen Traum: ein neues Leben in Irland. Grüne Hügel, Schafe, Pubs voller Musik – und vor allem: ein Leben mit mehr Sinn, mehr Freiheit. Doch was als romantische Auswanderung begann, wurde schnell zu einem Kampf um Würde, Geld und Zusammenhalt.
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Arbeit in Irland: Wer denkt, Englisch sprechen reicht, der hat schon verloren
Mark war gelernter Elektriker. In Deutschland wurde er nicht mehr glücklich – zu viel Bürokratie, zu wenig Anerkennung. Irland schien perfekt: Handwerker dringend gesucht! Online klang alles einfach. Aber dann kam die Realität.
„Niemand wollte mich ohne irische Berufsanerkennung. Ich dachte, mein Gesellenbrief reicht. Falsch gedacht.“
Drei Monate suchte er – ohne Erfolg. Die Sprache? Kein Problem. Der Akzent? Ein Albtraum. „In Cork hab ich am Anfang kein Wort verstanden. Es war, als hätte ich nie Englisch gelernt.“ In den ersten Wochen lebten sie von ihren Ersparnissen. Dann wurde das Geld knapp. Die Jobs, die es gab, waren meist schwarz, schlecht bezahlt und körperlich brutal.
„Ich hab auf einer Baustelle 14 Stunden am Tag Steine geschleppt – für 60 Euro. Ohne Vertrag. Ohne Sicherheit. Ich war kurz davor, alles hinzuschmeißen.“
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Wohnen wie im 19. Jahrhundert: Die bittere Wahrheit hinter dem Cottage-Traum
Irland – das klingt nach charmanten Steinhäusern mit Kaminfeuer. Doch die Realität? Kalt. Feucht. Teuer.
„Wir wohnten in einem kleinen Häuschen auf dem Land. Sah süß aus – aber es gab keine Zentralheizung. Im Winter hatte es drinnen 8 Grad.“
Die Mieten sind hoch, besonders in Städten wie Dublin oder Galway. Auf dem Land ist es günstiger – aber dafür fehlt Infrastruktur. Kein Supermarkt, keine Kita, kein Arzt.
Sandra: „Wir haben uns total verschätzt. Dachten, wir leben günstiger als in Deutschland. Am Ende war es teurer – vor allem, weil wir ständig reparieren mussten. Die Fenster waren undicht. Die Waschmaschine ging kaputt. Und niemand kam, um zu helfen.“
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Kultur & Isolation: Europa, aber irgendwie ganz anders
Irland gehört zu Europa – aber der Alltag fühlt sich oft wie eine eigene Welt an.
„Die Menschen sind freundlich, ja. Aber du bleibst halt immer der Deutsche. Smalltalk gibt’s an jeder Ecke, aber echte Freundschaften? Die lassen auf sich warten.“
Sandra versuchte, Anschluss zu finden. Im Pub, in der Schule, in der Nachbarschaft. Aber vieles blieb oberflächlich. „Ich hab mich oft gefragt: Liegt’s an mir? Oder wollen die einfach unter sich bleiben?“
Und dann war da noch das Heimweh. Vor allem bei ihrer Tochter Mia (10). „Sie hat jeden Abend geweint. Wollte zurück zu Oma und ihren Freunden. Wir konnten ihr einfach nicht helfen.“
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Wendepunkt: Wenn Träume zerbrechen – oder sich neu formen
Nach sechs Monaten stand das Paar vor der Entscheidung: aufgeben oder durchziehen.
„Wir hatten 200 Euro auf dem Konto. Kein Einkommen. Kein Plan. Ich hab Mark angeschrien: Warum hast du uns hierher gebracht?“
Doch dann kam die Wende. Über eine Facebook-Gruppe für Auswanderer fand Sandra einen Job in einem kleinen Café. Teilzeit, Mindestlohn – aber ein Anfang. Der Besitzer, selbst ehemaliger Auswanderer aus Polen, verstand ihre Situation.
Mark bekam über ihn dann Kontakt zu einem Elektrikermeister, der bereit war, ihn einzuarbeiten – mit Aussicht auf eine Anerkennung seiner Qualifikation.
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Irland ist kein Postkartenidyll – aber ein Land für Kämpfer
Heute, zwei Jahre später, lebt die Familie noch immer in Irland. Nicht im Traumhaus. Nicht mit viel Geld. Aber mit einer neuen Stärke.
„Wir haben gelernt, dass Auswandern kein Urlaub ist. Es ist Krieg. Gegen deine Zweifel, gegen die Realität, gegen deine Vorstellung vom Leben.“
Ihre Tochter spricht inzwischen fließend Englisch und fühlt sich wohl. Sandra liebt ihre Arbeit im Café. Und Mark hat endlich seinen irischen Abschluss – und einen festen Job.
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Lektion fürs Leben: In Europa auswandern klingt leicht – ist aber brutal ehrlich
Irland ist grün, wild, herzlich – aber auch arm, abgelegen, fordernd. Wer hier leben will, muss bereit sein, alles zu verlieren – um sich selbst neu zu finden.
„Wir dachten, wir wandern in ein besseres Leben aus. Tatsächlich sind wir durch die Hölle gegangen. Aber genau da haben wir uns gefunden.“
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> Wer nach Irland will, braucht mehr als Mut: Du brauchst Demut. Kraft. Und einen verdammt guten Grund.
Denn zwischen Kultur und Kälte, Arbeit und Einsamkeit, Wohnen und Überleben – entscheidet sich, wer bleibt. Und wer zurückfliegt.