- Selbstständig in Irland: Zwischen Bier, Bankrott und bitterer Wahrheit
- Rein ins Ungewisse: Als das Konto explodierte und das Bier noch nicht mal gären wollte
- Arbeit, Finanzen, Recht in Irland – die unsichtbaren Gegner
- „Ich stand nachts in der Brauerei und hab geheult“ – Thomas über den Moment kurz vor dem Aufgeben
- Wendepunkt zwischen Insolvenz und Instagram: Wie ein Post alles veränderte
- Was du wissen musst, bevor du deinen Traum in Irland lebst
Irland, Selbstständigkeit, Bier: Wie ein deutscher Familienvater fast an seinem Brauerei-Traum zerbrach„Wenn du einmal angefangen hast, brauchst du mehr als Mut, um weiterzumachen – du brauchst Nerven aus Stahl und ein Konto, das nicht bei Null steht.“ – Thomas, 43, Ex-Angestellter, Neu-Brauer in Irland.
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Selbstständig in Irland: Zwischen Bier, Bankrott und bitterer Wahrheit
Irland. Regen. Wind. Und ein Traum aus Hopfen. Thomas und seine Frau Julia hatten alles geplant: Raus aus dem deutschen Hamsterrad, rein ins freie Leben auf der grünen Insel. Keine Chefs mehr, keine Überstunden, keine Bürokratie – stattdessen: eine eigene kleine Craft-Brauerei irgendwo in der Nähe von Cork. Doch was als romantische Idee bei einem Irland-Urlaub begann, wurde zum Albtraum aus Formularen, Schulden und schlaflosen Nächten.
„Ich dachte ernsthaft, da drüben läuft alles entspannter“, sagt Thomas. „Die Iren sind locker, sagten alle. Aber das Business? Das ist knallhart. Und wenn du nicht aufpasst, frisst es dich.“
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Rein ins Ungewisse: Als das Konto explodierte und das Bier noch nicht mal gären wollte
Der Anfang war berauschend – im wahrsten Sinne. Die ersten Wochen in Irland fühlten sich an wie ein Neustart. Die Kinder lernten schnell Englisch, das Haus – ein altes Cottage mit Blick auf den Atlantik – war günstig gemietet. Doch schon nach dem ersten Gang zur Bank kippte die Stimmung.
„Sie wollten einen Businessplan. Dann eine Umsatzprognose. Dann Sicherheiten. Ich hatte keine Sicherheiten – nur eine Idee und 40.000 Euro aus unserer Ersparnis.”
Noch bevor der erste Liter Bier gebraut war, waren 18.000 Euro für Genehmigungen, Umbauten und Importkosten weg. Julia, die als freie Grafikdesignerin mitverdienen sollte, verlor ihren ersten Großauftrag wegen Internetproblemen. Der Router? Funktionierte nicht im alten Gemäuer. Willkommen im digitalen Niemandsland.
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Arbeit, Finanzen, Recht in Irland – die unsichtbaren Gegner
Was Thomas und Julia nie auf dem Schirm hatten: Irland ist zwar EU-Mitglied, aber die Bürokratie tickt anders. Rechnungen mussten auf bestimmte Weise ausgestellt werden. Die Umsatzsteuer war ein Mysterium. Und dann kam das Gesundheitsamt.
„Unser Braukessel war gebraucht – in Deutschland völlig okay. Hier? Ein No-Go. Die haben ihn versiegelt.“
Die Reparatur kostete 7.000 Euro. Geld, das sie nicht hatten.
Ein Nachbar half – mit einem Kredit. „Ich hab ihm versprochen, dass er lebenslang Freibier kriegt. Heute denke ich: Der Deal war für ihn besser als für mich.“
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„Ich stand nachts in der Brauerei und hab geheult“ – Thomas über den Moment kurz vor dem Aufgeben
Der erste Sud – eine Pale Ale mit lokalem Hopfen – gelang endlich. Doch da war niemand, der es kaufen wollte. Kein Vertrieb. Keine Kunden. Nur ein Kofferraum voller Bier und ein Mann, der an jedem Pub klopfte wie ein Bittsteller.
„Sie wollten alle nur Guinness. Oder was Eigenes. Ich war der Deutsche mit der Idee, aber ohne Netzwerk.“
Julia schlief kaum noch. Die Kinder fragten, warum Papa nicht mehr lachte. Die Miete stieg. Und dann kam der Brief vom Finanzamt: Steuer-Nachzahlung, 3.200 Euro.
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Wendepunkt zwischen Insolvenz und Instagram: Wie ein Post alles veränderte
Am Tiefpunkt, als Thomas ernsthaft überlegte, alles hinzuschmeißen und zurück nach Deutschland zu fliegen, postete Julia ein Video: 30 Sekunden, eine Kamerafahrt durch die kleine Brauerei, Thomas am Kessel, der Geruch von Malz in der Luft. Dazu schrieb sie: „Wir haben alles riskiert. Vielleicht zu viel. Aber wir geben nicht auf.“
Das Video ging viral. Über 100.000 Views. Ein Foodtruck-Anbieter aus Dublin meldete sich. Ein Craft-Bier-Festival wollte sie. Der erste Großauftrag kam – 200 Liter Pale Ale, geliefert mit einem alten Anhänger.
Heute, zwei Jahre später, läuft die Brauerei. Nicht perfekt, aber stabil. Und Thomas? Traut sich wieder zu lachen.
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Was du wissen musst, bevor du deinen Traum in Irland lebst
1. Bürokratie killt Romantik.
Selbst in Irland brauchst du klare Businesspläne, Genehmigungen und einen Steuerberater, der sich mit dem lokalen Recht auskennt.
2. Ohne Netzwerk bist du niemand.
Irland ist klein. Wer dich kennt, hilft dir. Wer dich nicht kennt – vertraut dir nicht.
3. Finanzen sind kein Bauchgefühl.
Plane das Doppelte ein. Wirklich. Sonst ist nicht das Bier leer – sondern dein Konto.
4. Arbeit hört nicht auf, nur weil du selbstständig bist.
Sie fängt erst richtig an. Und sie hört auch nachts um drei nicht auf, wenn der Gärbehälter leckt.
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Fazit:
Der Traum vom Bier in Irland ist kein Märchen. Er ist ein Krimi. Mit Höhen, Tiefen und der ständigen Frage: Warum tun wir uns das an? Doch wer durchhält, bekommt vielleicht mehr als Erfolg: ein Leben, das nach Freiheit schmeckt – und ein Bier, das nach Mut riecht.