Island reißt dir die Illusion aus dem Herzen – und zeigt dir, wer du wirklich bist
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Island, Arbeit, Lebensstandard, Natur, Kultur, Kosten: Der Traum, der dich auffrisst
„Wir wollten einfach nur frei sein.“ So beginnt der erste Satz von Anna (34) und Marc (38), als sie mit ihren zwei Kindern aus dem Wohnmobil steigen – irgendwo im Nirgendwo zwischen Gletschern, Lavafeldern und einem Wind, der klingt wie ein brüllender Wolf.
Sie hatten alles verkauft in Deutschland: das Reihenhaus in Hannover, beide Jobs gekündigt, das Auto verschenkt. „Island war unser Traum. Natur pur. Freiheit. Ein echter Neuanfang.“
Doch was sie nicht wussten: Island ist kein Postkarten-Paradies. Es ist ein Prüfstein. Und er vergibt nichts.
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Der erste Schock: Arbeit gibt’s – nur nicht für dich
Marc war in Deutschland Maschinenbauingenieur. „Ich dachte, mit meinen Qualifikationen reißen die sich um mich.“ Stattdessen: Absage um Absage. „Island hat seine eigenen Regeln. Ohne fließendes Isländisch bist du hier ein Niemand.“
Anna fand einen Job – als Reinigungskraft in einem Hotel bei Vik. Acht Stunden Toiletten schrubben für umgerechnet 12 Euro pro Stunde. „Ich war dankbar. Aber auch gebrochen. Ich hatte einen Master in Sozialpädagogik. Und jetzt putze ich Klos.“
Die Kinder? „Die Schule war ein Kulturschock. Sie haben nichts verstanden. Wurden ausgelacht, weil sie keine Wolle tragen wollten.“
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Lebensstandard zum Verlieben – solange du Tourist bist
Island sieht auf Instagram aus wie ein Wunder. Und ja, die Natur ist echt. Gewaltig. Überwältigend. Aber wer hier lebt, merkt schnell: Der Preis ist hoch.
„Unsere Miete für eine 2-Zimmer-Wohnung in Reykjavik? 2.100 Euro.“
Lebensmittel? „Ein einfacher Einkauf beim Discounter – 120 Euro. Und das war nicht mal Bio.“
Die Kinder wollten Paprika. „Wir konnten es uns nicht leisten.“
Marc: „Lebensstandard? Ja, wenn du zehn Stunden am Tag arbeitest und keine Zeit hast, ihn zu genießen.“
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Natur? Wunderschön. Und gnadenlos.
Island ist wild. Und das meint nicht nur die Landschaft. Es ist der Wind, der Häuser zerreißt. Der Schnee, der im Mai noch Straßen blockiert. Die Dunkelheit, die monatelang deine Seele zerfrisst.
„Im Dezember wurde ich depressiv“, sagt Anna. „Vier Stunden Halbdunkel pro Tag. Ich hab mich selbst nicht mehr erkannt.“
Marc erinnert sich an eine Nacht, als der Sturm das Dach hob. „Die Kinder haben geweint. Ich dachte, wir fliegen gleich mit dem Haus weg.“
Die Natur ist hier kein Deko-Element. Sie ist ein Gegner.
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Kultur zwischen Magie und Isolation: Du wirst nie dazugehören
„Island ist magisch. Die Menschen glauben an Elfen, an Energiequellen, an Geschichten.“
Und doch: „Du bleibst immer Ausländer.“
Die Isländer sind freundlich – aber distanziert. „Sie laden dich nicht zum Grillen ein. Du bist da, aber nicht wirklich Teil.“
Anna versuchte Anschluss zu finden. „Ich hab mich in einem Chor angemeldet. Nach drei Monaten hat mich niemand nach Hause eingeladen.“
Marc: „Sie sind höflich. Aber sie vertrauen dir nicht. Und das spürst du – jeden Tag.“
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Kosten, Krisen, Konsequenzen: Der Moment, der alles kippt
Der Tiefpunkt kam an einem Mittwoch.
„Wir hatten noch 54 Euro auf dem Konto. Kein Sprit, kein Essen, kein Plan.“
Anna schlug vor, zurückzugehen. Marc weinte. „Ich hab versagt.“
Aber sie blieben. Noch drei Monate. „Weil wir wissen wollten, ob es das wert ist.“
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Und dann? Eine Entscheidung, die alles verändert
Heute wohnen sie wieder in Deutschland. In einer kleinen Wohnung. Anna arbeitet wieder als Sozialpädagogin, Marc hat eine Stelle bei einem Start-up.
„Island hat uns zerstört. Und aufgebaut. Wir sind nicht gescheitert – wir haben gelernt, wer wir wirklich sind.“
Was sie unterschätzt haben?
„Dass ein Traum nicht reicht.“
Was sie gelernt haben?
„Dass Freiheit einen Preis hat. Und der ist manchmal zu hoch.“
Und trotzdem:
„Wenn du es wirklich willst – geh nach Island. Aber geh nicht blind.“
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Fazit: Island ist kein Aussteiger-Märchen – es ist ein Überlebenscamp
Island zerreißt dich, wenn du nicht vorbereitet bist.
Es zeigt dir die Natur – und deine Grenzen.
Es stellt deine Beziehung, deinen Mut, deine Identität auf die Probe.
Es ist wunderschön. Und brutal.
Willst du wirklich wissen, wer du bist? Dann geh nach Island. Aber sei bereit, alles zu verlieren.