- Selbstständig in Montenegro: Traumhafte Natur, ruinöse Steuern, gefährliches Visum-Spiel
- Lebenshaltung in Montenegro: Günstig – aber nicht für Anfänger
- Scheitern im Paradies: Wenn Träume an der Realität zerschellen
- Was niemand erzählt: Die 5 tödlichsten Fehler bei der Selbstständigkeit in Montenegro
- Doch es gibt Hoffnung – für die, die kämpfen
Montenegro: Der Traum von der Selbstständigkeit wird schnell zum Überlebenskampf„Ich dachte, ich hätte alles richtig gemacht – aber Montenegro hat mich in die Knie gezwungen.“
Mit diesen Worten beginnt Thomas (41), einst erfolgreicher IT-Berater aus Leipzig, seine Geschichte. Heute lebt er in einer 40-Quadratmeter-Wohnung am Rand von Budva – mit Blick auf das Paradies. Und doch ist sein Alltag alles andere als ein Urlaub.
Was als Auswanderertraum begann, wurde für ihn und viele andere zur emotionalen Achterbahnfahrt. Sonne, Steuerfreiheit, günstige Lebenshaltungskosten – das Versprechen klang zu gut, um wahr zu sein. Und genau das war es auch.
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Selbstständig in Montenegro: Traumhafte Natur, ruinöse Steuern, gefährliches Visum-Spiel
„Ich hatte keine Ahnung, worauf ich mich einlasse“, sagt auch Alina (34), Yogalehrerin aus München. Sie wollte raus aus dem Hamsterrad, sich selbstständig machen, Retreats in der atemberaubenden Natur Montenegros anbieten. „Steuern? Bürokratie? Visum? Ich dachte, das läuft schon irgendwie.“
Falsch gedacht.
Was viele nicht wissen: Montenegro lockt zwar mit niedrigen Einkommenssteuern (9–15 %), aber das ist nur die halbe Wahrheit. Wer hier als Ausländer selbstständig arbeiten will, braucht nicht nur ein Business – sondern ein Betonfundament aus Papierkram. Und das kann das ganze Vorhaben zum Einsturz bringen.
Alina bekam ihr Aufenthaltsvisum erst nach vier Monaten – ohne die Erlaubnis, in dieser Zeit zu arbeiten. „Ich habe alles auf eine Karte gesetzt. Als das Konto langsam leer wurde, habe ich nachts im Hostel geputzt, heimlich, für 3 Euro die Stunde.“
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Lebenshaltung in Montenegro: Günstig – aber nicht für Anfänger
„400 Euro für eine Wohnung mit Meerblick – das war mein Traum“, erzählt Thomas. „Heute weiß ich: Meerblick ist teuer, wenn man ihn nicht mehr genießen kann.“
Denn ja, die Mieten sind deutlich günstiger als in Deutschland. Aber: Die Preise für Lebensmittel und Dienstleistungen sind in den letzten Jahren explodiert. Ein Cappuccino in Kotor? 3,50 Euro. Eine Autoreparatur? Teurer als in Berlin.
„Ich habe unterschätzt, wie schnell man hier abrutschen kann“, sagt Thomas. Sein Online-Business lief anfangs gut – bis der Payment-Provider sein Konto sperrte. Warum? Weil Montenegro außerhalb der EU liegt. „Plötzlich war ich für viele Kunden suspekt. Mein Umsatz brach ein. Ich stand vor dem Nichts.“
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Scheitern im Paradies: Wenn Träume an der Realität zerschellen
„Ich habe geweint, geschrien, gezweifelt“, sagt Alina. „Ich hatte alles aufgegeben. Für diesen Traum. Und dann saß ich da – illegal, ohne Einkommen, mit einem abgelaufenen Visum.“
Auch Thomas kennt den Moment der völligen Verzweiflung. „Ich war kurz davor zurückzugehen. Aber dann kam dieser eine Moment: Ich stand oben auf dem Lovćen, der Wind blies mir ins Gesicht, und ich dachte – Ich will dieses Leben. Aber ich muss lernen, wie es wirklich funktioniert.“
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Was niemand erzählt: Die 5 tödlichsten Fehler bei der Selbstständigkeit in Montenegro
1. Visum unterschätzen: Wer ohne gültiges Aufenthaltsrecht arbeitet, riskiert Geldstrafen, Abschiebung und Einreisesperren.
2. Steuern romantisieren: Die Körperschaftssteuer mag niedrig sein – aber die Buchhaltung ist komplex, und Fehler werden hart sanktioniert.
3. Zu wenig Rücklagen: Drei Monate Durststrecke? Rechne lieber mit sechs.
4. Falsche Zielgruppe: Viele unterschätzen, wie winzig der lokale Markt ist. Wer keine internationale Kundschaft hat, geht schnell unter.
5. Natur verklären: Die Berge sind wunderschön, ja. Aber sie heizen im Sommer gnadenlos, Internet ist in vielen Tälern Glückssache, und die Winter können einsam und kalt sein.
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Doch es gibt Hoffnung – für die, die kämpfen
Alina führt heute ein kleines Yoga-Studio in der Nähe von Podgorica – mit festem Visum, cleverem Steuerberater, und einem Business, das sie nie mehr aufgeben will. „Ich bin durch die Hölle gegangen. Aber jetzt weiß ich, wie es geht.“
Thomas hat sein Business umgestellt – auf digitale Produkte, verkauft weltweit, und lebt bescheidener. „Ich brauche keinen Luxus mehr. Ich brauche Freiheit. Und die habe ich mir zurückgeholt – mit Wissen, nicht mit Träumen.“
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Fazit: Montenegro ist kein All-Inclusive-Auswandererparadies. Es ist wild, widersprüchlich, wunderschön – und gnadenlos gegenüber denen, die unvorbereitet kommen. Wer hier überleben will, muss ehrlich zu sich selbst sein, bereit, alles zu lernen – auch das, was man nie lernen wollte.
Denn das Paradies prüft dich – bevor es dich reinlässt.