- Portugal, Azoren, Lebensstil, Natur, Rente, Wandern – Der Traum, der fast zum Albtraum wurde
- „Ihr seid naiv“ – Der erste Schock kam gleich nach der Landung
- Wandern auf den Azoren – und Abstieg in die Isolation
- „Wir haben uns fast verloren“ – Wenn Natur zur Belastungsprobe wird
- Dann kam der Sturm – und mit ihm die Entscheidung
- Warum manche scheitern – und andere bleiben
- Fazit: Die Azoren geben dir nichts – außer du gibst zuerst
Azoren-Schock! Wie ein Rentnerpaar aus Deutschland im Naturparadies fast zerbrach – und was sie rettetePortugal. Rente. Natur. Freiheit. Das klang nach einem Traum. Doch was Jürgen (67) und Heike (64) auf den Azoren erwartete, war eine emotionale Achterbahnfahrt zwischen Paradies und Pleite. Und sie waren nicht allein.
—
Portugal, Azoren, Lebensstil, Natur, Rente, Wandern – Der Traum, der fast zum Albtraum wurde
„Wir wollten einfach nur raus“, sagt Heike mit zittriger Stimme in die Kamera. Die Sonne taucht die grüne Vulkaninsel São Jorge in warmes Licht, aber ihre Augen glänzen nicht vor Glück – sondern vor Tränen.
Nach 40 Jahren als Pflegekraft hatte sie genug. Jürgen, früher Gleisbauer, war schon seit zwei Jahren in Rente – mit kaputtem Rücken und kaputten Träumen. Die Kinder? Ausgezogen. Die Wohnung in Gelsenkirchen? Grau, laut, teuer.
Dann kam der Plan: Alles verkaufen, mit 150.000 Euro auf die Azoren – das „Hawaii Europas“, wie es im Prospekt hieß. Wanderparadies. Günstig. Gesund. Einfach.
Doch was sie nicht wussten: Die Azoren haben ihre eigenen Gesetze.
—
„Ihr seid naiv“ – Der erste Schock kam gleich nach der Landung
„Wir dachten, wir steigen aus dem Flieger und dann beginnt das neue Leben“, erzählt Jürgen, der sich seine Träume auf dem Rücken kaputtgeschuftet hat. „Aber dann standen wir da. Regen. Nebel. Und kein Bus.“
Die Azoren sind wild. Und einsam. São Jorge hat gerade mal 8.000 Einwohner – und gefühlt doppelt so viele Kühe. Mietwagen? Ausgebucht. Internet? Langsam. Die Sprache? Ein Mix aus Portugiesisch und Wind.
„Wir konnten nicht mal Brot kaufen, weil wir das Wort nicht kannten“, sagt Heike. „Und der Supermarkt hatte nur zweimal pro Woche offen.“
—
Wandern auf den Azoren – und Abstieg in die Isolation
Sie wollten in der Natur leben. Wandern. Gesund essen. Endlich Zeit – für sich, die Berge, das Meer.
Doch dann kam das, was niemand in den Instagram-Stories zeigt: Einsamkeit. Dauerregen. Und ein Haus, das mehr schimmelte als atmete.
„Wir hatten ein altes Steinhaus gemietet, klang romantisch. War es aber nicht“, sagt Heike. „Die Wände waren nass, es roch faulig, und ich habe monatelang gehustet.“
Jürgen nickt. Er hatte sich einen Gemüsegarten angelegt, aber der Boden war sauer, die Schnecken hungrig. „Ich hab gedacht, ich kann das. Aber ich hatte keine Ahnung von diesem Klima.“
—
„Wir haben uns fast verloren“ – Wenn Natur zur Belastungsprobe wird
Der Lebensstil auf den Azoren ist einfach – aber nicht simpel. Wer hier leben will, muss verzichten können. Kein Kino. Keine Cafés wie in Lissabon. Kein Amazon-Paket am nächsten Tag.
„Wir waren nur noch mit uns“, sagt Heike. „Und das war das Härteste.“
Abende ohne Strom. Wochen ohne Besuch. Gespräche, die irgendwann nur noch aus Vorwürfen bestanden. „Warum hast du mich hierhergeschleppt?“ – „Du wolltest doch weg aus Deutschland!“
—
Dann kam der Sturm – und mit ihm die Entscheidung
Im Februar fegte ein Orkan über São Jorge. Bäume fielen. Das Dach ihres Hauses hielt nicht stand. „Ich stand da, mit einem Eimer in der Hand, das Wasser tropfte durch die Decke – und ich hab einfach nur geschrien“, erzählt Heike.
Es war der Moment, in dem sie fast alles hinschmissen. Fast.
Aber dann: Hilfe von einem Nachbarn. Ein alter Portugiese, Joaquim, brachte ihnen Suppe. Bot ihnen sein Gästezimmer an. Und zeigte Jürgen, wie man auf Azoren-Art Gemüse anbaut.
„Da hab ich zum ersten Mal verstanden: Du kannst hier nicht einfach herkommen und alles erwarten. Du musst Teil davon werden“, sagt Jürgen.
—
Warum manche scheitern – und andere bleiben
Was viele unterschätzen: Die Azoren sind kein All-Inclusive-Retreat. Wer hierherkommt, braucht mehr als Geld. Er braucht Geduld. Offenheit. Und die Bereitschaft zu scheitern.
Heike lernte Brot zu backen. Jürgen lernte, dass Wandern auf den Azoren nicht nur ein Hobby ist – sondern Überlebenskunst.
Heute wohnen sie in einem kleineren Haus. Kein Meerblick. Aber trocken. Sie haben Freunde gefunden. Einen Hund adoptiert. Und sagen: „Wir sind angekommen. Nicht wie geplant. Aber echt.“
—
Fazit: Die Azoren geben dir nichts – außer du gibst zuerst
Rente im Naturparadies Portugal? Ja – aber nur, wenn du bereit bist, deine Komfortzone zu beerdigen.
Die Azoren sind kein Ort für Flucht. Sondern für Ankommen. Und das dauert.
Heike bringt es am Ende auf den Punkt:
„Wir haben gedacht, wir fangen hier ein neues Leben an. In Wahrheit mussten wir uns selbst ganz neu kennenlernen.“
Und das – ist der wahre Schock.