Selbstständigkeit: Unfassbar riskant – vom Food-Blog ins Ausland

…wir können uns keine Werte leisten, wenn das Konto bei null steht und der Kühlschrank leer ist. Unser Traum vom freien Leben schmeckte plötzlich bitter – wie kalter Kaffee am Morgen nach einer schlaflosen Nacht voller geplatzter Versprechen.

Selbstständigkeit am Limit: Wie ein Food-Blog unser Leben in den Abgrund und wieder zurück katapultierte„Das bisschen Bloggen wird schon laufen“, dachten wir. Stattdessen standen wir drei Monate später in einer portugiesischen Einzimmerwohnung – ohne Strom, ohne Geld, mit einem Teller kalter Linsensuppe. Willkommen in unserem neuen Leben.

Remote arbeiten, reisen, bloggen – und plötzlich steht alles auf dem Spiel: Wenn Träume zu Rechnungen werden

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Es begann mit einer Entscheidung, die sich wie Freiheit anfühlte: Raus aus dem 9-to-5, rein ins Abenteuer. Mein Partner Tim und ich kündigten unsere Jobs, packten unsere Koffer und starteten unseren Food-Blog „Taste the Chaos“. Unser Plan: unterwegs arbeiten, Rezepte aus aller Welt teilen, von Affiliate-Einnahmen und Kooperationen leben.

Doch die Realität? Hatte andere Pläne.

Die Illusion der digitalen Freiheit zerbrach wie ein rohes Ei auf heißem Asphalt.

Was keiner sagt: Remote arbeiten klingt sexy, aber bedeutet 16-Stunden-Tage, kein Wochenende, kein Netz auf dem Land, keine Sicherheit.

Und Finanzen? Die liefen uns davon wie geschmolzene Butter in der Sonne.

Essen fotografieren, Träume verkaufen – und nachts heimlich weinen: Das neue Leben als digitale Nomaden

In Marrakesch standen wir stundenlang auf Märkten, feilschten um Gewürze, kochten im Hostel auf einer wackligen Herdplatte – nur um ein perfektes Foto vom Kichererbsen-Curry zu knipsen. Likes? 112. Einnahmen? 0 Euro.

Wir lebten für Content – aber nicht mehr wirklich.

Was du auf Instagram nicht siehst: Dass wir uns in der Nacht das WLAN der Nachbarn klauen mussten, weil unser Datenvolumen aufgebraucht war. Dass wir uns stritten, weil wir uns das Taxi zum Flughafen nicht leisten konnten. Dass wir uns fragten, ob wir komplett versagt hatten.

Ich habe Tim einmal angeschrien, weil er eine Kooperation mit einem veganen Proteinriegel abgelehnt hat. „Das ist gegen unsere Werte“, sagte er. Ich dachte nur: Wir können uns keine Werte leisten.

Selbstständigkeit und Finanzen: Wenn der Traum vom Reisen zur finanziellen Abrissbirne wird

Die erste Steuernachzahlung traf uns wie ein Schlag ins Gesicht. 3.700 Euro. Wir hatten keine 300.

Was wir unterschätzt hatten? Alles.
– Die Kosten für Krankenversicherungen.
– Die Gebühren für internationale Überweisungen.
– Den psychischen Druck, wenn jeden Monat aufs Neue das Einkommen bei null beginnt.

Selbstständigkeit ist nicht Freiheit. Selbstständigkeit ist Krieg – gegen dich selbst.

Und trotzdem hatten wir Momente, in denen wir dachten: Dafür lohnt es sich.

Wie in Vietnam, als wir mit einer vietnamesischen Großmutter auf dem Boden saßen und mit ihr Pho zubereiteten – und sie sagte: „Essen ist Liebe.“

Das war das erste Mal, dass ich weinte, weil mich jemand daran erinnerte, warum wir das alles überhaupt tun.

Bloggen am Limit: Zwischen Algorithmus und emotionaler Kernschmelze

Bloggen ist nicht einfach Schreiben. Es ist SEO, Performance, Konkurrenz, Sichtbarkeit, ständige Veränderung.

Wir kämpften täglich gegen die Unsichtbarkeit. Wenn ein Beitrag nicht performte, fühlten wir uns wertlos.

Wir dachten, wir reisen, um zu leben – aber wir lebten nur noch, um unsere Reichweite zu retten.

Und dann, der Tiefpunkt: Ein Kooperationspartner sprang ab, weil wir „nicht professionell genug“ wirkten. Unsere Reaktion? Wir wollten alles hinschmeißen.

Aber dann kam eine Nachricht. Von einer Leserin, die schrieb:
„Euer Rezept für die syrischen Löffelknödel hat mich an meine Oma erinnert. Danke.“

Das war der Moment, der alles drehte.

Reisen, scheitern, verstehen: Was wir wirklich gelernt haben

Wir haben gelernt, dass man nicht alles planen kann – aber alles fühlen muss.

Dass Selbstständigkeit nicht bedeutet, nie wieder zu arbeiten – sondern mehr zu arbeiten als je zuvor.
Dass Essen verbinden kann – aber ein Blog keine Beziehung ersetzt.
Dass Finanzen brutal ehrlich sind – und keine Rücksicht auf Träume nehmen.

Aber auch: Dass man neu anfangen kann. Immer.

Heute sitzen wir in einer kleinen Wohnung in Porto. Der Blog läuft nicht perfekt. Aber wir sind nicht mehr pleite. Wir haben gelernt, mit weniger zu leben – und mit mehr zu fühlen.

Wir bloggen seltener. Dafür echter.
Wir reisen langsamer. Dafür tiefer.
Wir leben nicht mehr vom Traum – wir leben im Jetzt.

Du willst selbst losziehen, bloggen, reisen, remote arbeiten?
Mach es.
Aber tu es nicht für Likes.
Tu es, weil du es nicht nicht tun kannst.

Denn am Ende zählt nicht, ob du viral gehst.
Sondern ob du wieder aufstehst, wenn niemand mehr hinschaut.

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