Wein-Schock: Riskante Selbstständigkeit in Südafrika!

…und dann stehst du da, mit blutigen Händen in der trockenen Erde, das Finanzamt im Nacken und der Erntehagel in der Wettervorhersage – und fragst dich, wann genau aus deinem Traum von der Selbstständigkeit dieser verdammte Überlebenskampf wurde.

Wein, Wüste, Wahnsinn: Als wir alles auf setzten – und fast alles verloren„Du denkst, du wanderst aus – und findest das Paradies. Stattdessen findest du dich in einem kaputten Traktor wieder, mitten im Nirgendwo, mit 39 Grad im Schatten und minus 5.000 Euro auf dem Konto.“

– So beschreibt Julia (38) den Tiefpunkt ihrer Südafrika-Auswanderung. Gemeinsam mit ihrem Mann Tom (42) wollte sie sich den Traum vom eigenen Weingut erfüllen. Heute sagt sie: „Wir wussten nicht, worauf wir uns einließen. Und es hätte uns fast zerstört.“

Südafrika, Arbeit, Wein und der Absturz einer Selbstständigkeit – Wenn Träume an der Realität der Landwirtschaft und Finanzen zerschellen

Kapstadt, 2021. Die Welt taumelt noch im Schatten der Pandemie, aber für Julia und Tom beginnt ein neues Kapitel. Sie kündigen ihre Jobs – sie war Grafikdesignerin, er Vertriebsleiter – verkaufen Haus, Auto, Möbel. Alles. Das Ziel: ein kleines Weingut im Herzen der südafrikanischen Winelands. „Wir wollten raus aus dem Hamsterrad. Etwas Echtes erschaffen.“

Doch schon nach der Landung kommt der erste Dämpfer: Der versprochene Business-Partner springt ab. Plötzlich steht das Paar alleine da, mit einem gepachteten Hof, veralteter Technik und keiner Ahnung, wie man 15 Hektar Land bewirtschaftet. „Wir hatten YouTube-Videos geschaut. Aber das ersetzt keine Ahnung von Rebschnitt oder Bodenanalyse.“

„Arbeiten bis zum Umfallen – und trotzdem reichte es hinten und vorne nicht“

Die Tage beginnen um fünf Uhr morgens. Tom fährt Traktor, repariert Leitungen, kämpft mit der Bewässerung. Julia schneidet Reben, telefoniert mit Zulieferern – oder versucht, auf dem lokalen Markt ihre Weine zu verkaufen, obwohl die erste Ernte noch Monate entfernt ist.

Dazu die Bürokratie: Genehmigungen, , Importkontrollen. „Südafrika ist kein Land für Anfänger. Wir waren naiv. Dachten, man braucht nur Mut und Leidenschaft. Aber du brauchst Know-how, Connections – und vor allem Geld.“

Und das war bald weg. Die Pumpe für die Bewässerung fiel aus – 12.000 Euro Reparatur. Der Traktor? Ein Totalschaden. Dazu kam die Inflation. „Unser Notgroschen war nach sechs Monaten aufgebraucht. Wir lebten von Kreditkarte zu Kreditkarte.“

Finanz-Kollaps unter der Sonne – und die große Frage: Aufgeben oder kämpfen?

Der Tiefpunkt kam an einem Dienstag im März. 38 Grad, Stromausfall wegen Load Shedding, und dann: ein Feuer auf dem Nachbarfeld. „Ich stand da mit dem Gartenschlauch. Ringsum Rauch, brennende Luft. Ich dachte nur: Was zur Hölle tun wir hier?“

Tom wollte zurück nach . Julia nicht. „Wir hatten alles auf diese Karte gesetzt. Wie kann man einfach sagen: War ein Fehler?“

Doch die Realität ließ keinen Platz für Stolz. Sie riefen ihre Eltern an – zum ersten Mal seit Monaten. „Das war schlimmer als betteln. Aber wir hatten keine Wahl.“

Ein Hoffnungsschimmer – und dann der nächste Schlag

Mit geliehenem Geld von der Familie schaffen sie es, die erste Mini-Ernte einzufahren. Zwei Fässer, 650 Flaschen. Liebevoll etikettiert, handverkorkt, auf lokalen Märkten verkauft. Die Leute sind begeistert. „Zum ersten Mal dachten wir: Vielleicht geht’s doch.“

Dann kam der Winter. Und mit ihm: Frost. Zwei Nächte – und 70 Prozent der jungen Reben waren erfroren. „Wir saßen in der Küche, heulten wie . Da war einfach nichts mehr.“

Was wir unterschätzten – und was wir heute anders machen würden

Heute, drei Jahre später, leben Julia und Tom noch immer in Südafrika. Aber das Weingut? Haben sie aufgegeben. Stattdessen betreiben sie jetzt eine kleine Guest Lodge – mit Wein-Tastings, aber ohne eigene Produktion.

„Wir mussten lernen, dass Leidenschaft nicht reicht. in der Landwirtschaft ist brutal. Du kämpfst gegen Wetter, Bürokratie, Märkte – und gegen dein eigenes Konto.“

Ihr größter Fehler? „Wir haben geglaubt, dass wir mit harter alles lösen können. Aber ohne Fachwissen, Rücklagen und ein Netzwerk bist du hier verloren.“

Fazit: Südafrika ist kein Instagram-Traum – sondern ein Stresstest für Herz, Hirn und Konto

Was als romantisches Abenteuer begann, wurde für Julia und Tom zum Überlebenskampf. Und trotzdem bereuen sie nichts. „Wir sind gewachsen. Als Menschen. Als Paar. Aber wir würden nie wieder blauäugig in die Selbstständigkeit stürzen – schon gar nicht in einem fremden Land.“

Denn Südafrika ist schön – aber auch schonungslos. Und wer hier überleben will, muss mehr mitbringen als Träume.

Südafrika, Arbeit, Wein, Landwirtschaft, Selbstständigkeit, Finanzen